sic! 2017 Ausgabe 5

«Nikon III». Bundesverwaltungsgericht vom 16. September 2016

7. Wettbewerbsrecht

7.2 Kartellrecht

KG 2 Ibis, 7. Inländische Importverbote und ausländische Exportverbote sind im Lichte der konzernweiten Vertriebspolitik zu beurteilen. Der Einwand einer Unkenntnis von Vertriebsverträgen der Schwester- oder Muttergesellschaft ist eine Frage der Zurechnung der Sanktion und keine Frage des persönlichen Geltungsbereichs des Kartellgesetzes. Eine Tochtergesellschaft muss sich die kumulierte Konzernmacht aus ausländischen Exportverboten anrechnen lassen (E. 4.1.5, 8.2.6).
KG 2 II. Das Kartellgesetz ist auf ausländische und inländische Vertragsklauseln räumlich anwendbar, die insgesamt objektiv geeignet sind, Parallelimporte in die Schweiz zu beeinträchtigen oder sich potenziell auf den Wettbewerb in der Schweiz auszuwirken; dies gilt insbesondere für ausländische Vertragsklauseln, wenn die im Inland ansässige Konzernniederlassung an der Durchsetzung der Klauseln aktiv mitgewirkt hat (E. 4.3.4).
KG 3 II 2. Wirkt sich eine Kombination von Import- und Exportklauseln auf dem Markt aus, ist diese Marktabschottung nicht unter Berufung auf die nationale Erschöpfung von Immaterialgüterrechten zugelassen (E. 4.4.3).
KG 40; VwVG 16. Im Kartellverfahren gilt kein absolutes Aussage- und Herausgabeverweigerungsrecht des an einer Abrede beteiligten Unternehmens; durch die Zusendung eines Fragebogens mit formloser Aufforderung, sämtliche Vertriebsverträge einzureichen, entsteht kein ungebührlicher Druck oder Zwang (E. 5.3.2).
KG 39; VwVG 19; BV 32 I. Im Kartellverfahren findet das Beweismass der überwiegenden Wahrscheinlichkeit Anwendung. Die Unschuldsvermutung gilt nicht absolut, vielmehr ist im Einzelfall ein sachverhaltsbezogener Ausgleich zu finden, wie beim Tatbestand des absoluten Gebietsschutzes, welcher typischerweise ein ganzes Bündel regionaler Bezugs- und Lieferbeschränkungen mit einer Vielzahl involvierter ausländischer Vertragshändler voraussetzt. Unzulässig ist eine Beweislastumkehr zulasten des Unternehmens, gegen welches sich die Untersuchung richtet (E. 5.5.2, 5.5.3).
KG 5 I. Von einem Vertrag kann nicht ohne Weiteres auf dessen Vollzug geschlossen werden, aus ihm geht aber ein doppelter Rechtsanschein im Hinblick auf die Übereinstimmung mit dem wirklichen Willen der Parteien (innere Umstände) und auf die Übereinstimmung mit den tatsächlichen Verhältnissen (äussere Umstände) hervor. Der Nachweis der Umsetzung in Bezug auf mehrere Händler kann als Indiz für die Umsetzung des Abredesystems als Ganzes gewertet werden. Eine zumindest teilweise Umsetzung der Abrede ist ausreichend, sofern insgesamt von einer erheblichen Wettbewerbsbeeinträchtigung auszugehen ist (E. 7.2.2).
KG 2 Ibis, 5 I. Eine unternehmensinterne Preisharmonisierung ist durch das Konzernprivileg gerechtfertigt. Nicht erlaubt ist die Disziplinierung unabhängiger Händler, was aber der Fall ist, wenn der Eindruck vermittelt wird, dass das Unternehmen bei ausländischen Schwestergesellschaften bzw. auf Konzernebene zu Massnahmen gegen unliebsame Parallelhändler drängt (E. 7.2.3).
KG 5 I. In einem Verfahren wegen Verdachts auf Wettbewerbsabrede beinhaltet eine Disziplinierung der Vertragspartner ein konkretes Indiz für eine gezielte Umsetzung sowohl inländischer Importverbote als auch ausländischer Exportverbote (E. 7.2.4, 7.2.5).
KG 5 IV. Die Vereinbarung einer Bezugspflicht aus einem bestimmten Vertragsgebiet stellt eine von Art. 5 Abs. 4 KG erfasste indirekte Gebietszuweisung dar. Da vertragliche Import- und Exportverbote lediglich die jeweiligen Vertragshändler im In- und Ausland binden, nicht aber vertragsungebundene Händler, entfaltet erst eine Kombination von Einfuhr- und Ausfuhrklauseln umfassenden Gebietsschutz. Ein absoluter Gebietsschutz kann auch bei der gleichzeitigen Zuweisung eines Gebiets an mehrere Händler vorliegen; das Ausmass des Intrabrand-Preisdrucks aus dem Ausland ist nicht allein von der Anzahl inländischer Vertragshändler, sondern ebenso vom Umfang der Unterbindung ausländischer Exporte an nicht vertragsgebundene inländische Händler sowie von der Vertragstreue der Abredepartner abhängig (E. 7.3.2, 7.3.3).
KG 5 I, III, IV. Im Rahmen der Erheblichkeitsprüfung ist nicht auf quantitative Kriterien (gemeinsamer Marktanteil der beteiligten Unternehmen) abzustellen, aber zu prüfen, ob die Abreden auch umgesetzt wurden. Im Falle einer vertikalen Gebietsschutzabrede im Sinne von Art. 5 Abs. 4 KG kann auf eine Prüfung quantitativer Kriterien  verzichtet werden (E. 7.2.1, 7.5.5, 7.5.6).
KG 5 I, IV. Für die Erheblichkeit der Reichweite des Gebietsschutzes sind komplementäre Vereinbarungen im Rahmen einer Konzernbetrachtung kumulativ zu berücksichtigen; sie ist gegeben, wenn Importverbote für mehrere massgebliche Grosshändler sowie zahlreiche Detailhändler vereinbart sind sowie Exportverbote in mehr als einem halben Dutzend europäischer Vertriebsregionen wie in den USA praktiziert werden (E. 7.5.7). Die Erheblichkeit der tatsächlichen Marktwirkung kann mittels einer Analyse der Preisunterschiede zwischen dem In- und Ausland bestimmt werden; je nach Produktbranche sind dabei die Intrabrand-Händlerpreise der absatzstärksten Produkte oder die Durchschnittspreise ganzer Warengruppen entscheidend (E. 7.5.7).
KG 49a I 1; SVKG 3. Für die Bemessung der Sanktionshöhe ist auf den Umsatz der von der Abrede betroffenen relevanten Produktmärkte in der Schweiz und nicht im Ausland abzustellen (E. 9.2.1, 9.2.2). Dass eine Beseitigung wirksamen Wettbewerbs verneint wurde, kann sanktionsmindernd berücksichtigt werden; kein leichter Verstoss liegt vor, wenn ein systematisches Vorgehen und eine erhebliche Wettbewerbsbeeinträchtigung vorliegen (E. 9.2.6). [Volltext]


7. Droit de la concurrence

7.2 Droit des cartels

LCart 2 Ibis, 7. L’interdiction d’importation et l’interdiction d’exportation doivent être évaluées à la lumière de la politique de distribution du groupe. L’objection de l’absence de connaissance des contrats de distribution des sociétés sœurs ou de la société mère est une question d’attribution de la sanction, non pas une question relative au champ d’application personnel de la loi sur les cartels. Une filiale doit se laisser opposer la puissance cumulée du groupe, qui résulte des interdictions d’exportation étrangères (consid. 4.1.5, 8.2.6).
LCart 2 II. La loi sur les cartels s’applique du point de vue territorial aux clauses contractuelles nationales et étrangères qui, dans l’ensemble, risquent objectivement de limiter les importations parallèles ou qui peuvent potentiellement avoir un effet sur la concurrence en Suisse; cela vaut en particulier pour des clauses contractuelles étrangères, lorsque la filiale suisse du groupe a activement participé à la mise en œuvre des clauses (consid. 4.3.4).
LCart 3 II 2. Si une combinaison de clauses limitatives de l’importation et de l’exportation a un effet sur le marché, cette compartimentalisation du marché ne peut se justifier sur la base de l’épuisement national des droits de propriété intellectuelle (consid. 4.4.3).
LCart 40; PA 16. En procédure cartellaire, une entreprise qui a participé à une entente ne jouit pas du droit absolu de se taire et de ne pas rendre compte; le fait d’envoyer un questionnaire qui demande, sans forme particulière, que l’ensemble des contrats de distribution soit soumis n’exerce pas de pression ou de contrainte indues (consid. 5.3.2).
LCart 39; PA 19; Cst. 32 I. Dans les procédures cartellaires, on applique le degré de preuve de la probabilité prépondérante. La présomption d’innocence ne vaut pas de manière absolue; il faut plutôt trouver un équilibre de cas en cas, qui tiendra compte de la réalité des faits, comme dans les cas de protection territoriale absolue qui, typiquement, présupposent toute une série de restrictions de livraisons ou de commandes et implique de nombreux distributeurs étrangers. Le renversement du fardeau de la preuve à charge de l’entreprise contre laquelle la procédure est dirigée n’est pas autorisé (consid. 5.5.2, 5.5.3).
LCart 5 I. On ne peut sans autre conclure d’un contrat que celui-ci est exécuté, mais on peut en déduire une double apparence juridique par rapport à la concordance avec la réelle volonté des parties (circonstances internes) et la concordance avec les relations effectives (circonstances externes). La preuve de la mise en œuvre par plusieurs distributeurs peut être appréciée comme indice de la mise en œuvre du système d’entente dans son ensemble. Une mise en œuvre au moins partielle de l’entente suffit, à condition que l’on puisse partir d’une restriction notable de la concurrence (consid. 7.2.2).
LCart 2 Ibis, 5 I. Une harmonisation des prix interne à l’entreprise se justifie par le privilège du groupe. L’imposition d’une discipline auprès des distributeurs indépendants n’est pas autorisée, ce qui est pourtant le cas lorsque l’impression est donnée que la société exerce de la pression à l’encontre des filiales étrangères ou au niveau du groupe des distributeurs parallèles récalcitrants (consid. 7.2.3).
LCart 5 I. Dans une procédure relative à un soupçon d’entente cartellaire, le fait d’imposer une certaine discipline aux partenaires contractuels constitue un indice concret de la mise en œuvre ciblée d’interdictions d’importation vers la Suisse comme d’exportations depuis la Suisse (consid. 7.2.4, 7.2.5).
LCart 5 IV. Un accord relatif à une obligation d’achat depuis un territoire contractuel particulier constitue une attribution indirecte de territoire au sens de l’art. 5 IV LCart. Puisque l’interdiction d’importation et d’exportation contractuelle ne lie que les distributeurs contractuels nationaux et étrangers, mais pas les distributeurs qui ne sont pas liés par un contrat, seule une combinaison de clauses d’importation et d’exportation constitue une protection territoriale complète. Une protection territoriale absolue peut également se présenter dans le cas de l’attribution simultanée d’une région à plusieurs distributeurs; l’ampleur d’une pression sur les prix intra-marque qui provient de l’étranger ne dépend pas uniquement du nombre de distributeurs contractuels nationaux mais également de la portée de l’interdiction d’exportation depuis l’étranger en faveur de distributeurs nationaux qui ne sont pas liés, contractuellement de même que de la fidélité contractuelle dont font preuve les partenaires contractuels (consid. 7.3.2, 7.3.3).
LCart 5 I, III, IV. Dans le cadre de l’examen de l’importance de l’accord, il n’y a pas lieu de se fonder sur des critères quantitatifs (part de marché commune des entreprises impliquées); il convient plutôt d’examiner si les ententes ont effectivement été mises en œuvre. Dans le cas d’une d’entente territoriale verticale au sens de l’art. 5 al. 4 LCart, on pourra renoncer à l’examen de critères quantitatifs (consid. 7.2.1, 7.5.5, 7.5.6).
LCart 5 I, IV. L’examen de l’importance de la portée de la protection territoriale requiert l’examen cumulatif des accords complémentaires dans le cadre de l’ensemble du groupe; elle est donnée lorsque l’interdiction d’importation est imposée à plusieurs distributeurs en gros déterminants et à de nombreux distributeurs de détail, et que des interdictions d’exportation sont pratiquées dans plus d’une demi-douzaine de territoires de distribution européens et aux États-Unis (consid. 7.5.7). L’importance de l’effet réel sur le marché peut être déterminé sur la base d’une analyse des différences de prix entre la Suisse et l’étranger; selon la branche, seront déterminants les prix de revente intra-marque des produits qui se vendent le mieux ou les prix moyens de groupes entiers de produits (consid. 7.5.7).
LCart 49a I 1; OS LCart 3. L’évaluation du montant de la sanction doit se fonder sur le chiffre d’affaires sur les marchés de produits pertinents couverts par l’entente en Suisse et non pas à l’étranger (consid. 9.2.1, 9.2.2). Le fait qu’une suppression de la concurrence efficace n’ait pas été retenue peut être pris en compte pour réduire la sanction; on n’aura toutefois pas affaire à une violation légère dans le cas d’un comportement systématique et d’une entrave importante à la concurrence (consid. 9.2.6). [texte complet]



Abteilung II; teilweise Gutheissung der Beschwerde, Akten-Nr. B-581/2012

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