sic! 2016 Ausgabe 3
FRANZ BÖNI* / ALEX WASSMER**

Die Behinderung von Parallelimporten gekoppelt mit Ausbeutungsmissbrauch

Garanten für überhöhte Preise in der Schweiz

Die Schweiz ist eine Hochpreisinsel, was ihr angesichts der zunehmenden Internationalisierung des Wettbewerbs nachhaltig zu schaden droht. Insbesondere die aktuell gängige Praxis der Verhinderung von Parallelimporten, gekoppelt mit einem Ausbeutungsmissbrauch, lässt ein baldiges Absinken des Preisniveaus nicht erwarten und ein dauerhaftes Abwandern von Unternehmen und Konsumenten ins Ausland befürchten.
Bedauerlicherweise lässt die Ausgestaltung der aktuell bestehenden kartellrechtlichen Handwerkzeuge eine Unterbindung derartiger wettbewerbsschädlicher Behinderungs- und Ausbeutungspraktiken nur sehr eingeschränkt zu. Insbesondere die Anwendbarkeit von Art. 7 KG auf den Missbrauch einer marktbeherrschenden Stellung bei nur relativer Marktmacht ist seit der Kartellrechtsrevision im Jahr 2003 stark umstritten, sodass es auch an einer umfassenden Praxis der WEKO mangelt.
Abhilfe verspricht die Parlaments-Initiative Altherr, die sich für eine klare Erweiterung des Miss-brauchstatbestandes des Art. 7 KG auf relative Marktmacht nach Vorbild von § 20 des deutschen GWB ausspricht und so zu einem im Allgemeinen herabgesetzten Preisniveau in der Schweiz beitragen könnte. Fraglich ist, ob eine Preissenkung so wirklich dauerhaft zu erreichen ist oder ob hierfür nicht doch andere Reformen anzustreben sind. [Volltext]


La Suisse est un îlot de cherté, ce qui risque de lui causer du tort à long terme compte tenu de l’internationalisation croissante de la concurrence. En particulier, la pratique actuelle de l’entrave aux importations parallèles couplée avec l’exploitation abusive ne permet pas d’espérer une prochaine baisse des prix et laisse craindre sur le long terme une émigration des entreprises et un tourisme de la consommation.
Malheureusement, les instruments du droit des cartels actuel n’admettent que très restrictivement l’interdiction des pratiques d’entrave et d’exploitation contraires à la concurrence. En particulier, l’applicabilité de l’art. 7 LCart à l’abus de position dominante dans une situation de pouvoir de marché relatif est fortement contestée depuis la révision du droit des cartels de 2003, de telle sorte que la Comco n’a pu développer de pratique globale.
Visant à étendre l’élément constitutif de l’abus de l’art. 7 LCart au pouvoir de marché relatif sur le modèle du paragraphe 20 du GWB allemand, l’initiative parlementaire Altherr paraît prometteuse et pourrait contribuer à faire baisser le niveau général des prix en Suisse. On peut toutefois se demander si elle y suffira sur le long terme ou s’il ne faudrait pas entreprendre d’autres réformes. [texte complet]



*   Prof. Dr. iur., Dozent für EU-Kartellrecht, EU-Kartellverfahrensrecht und Antitrust Compliance an der Universität Konstanz, Vorsitzender des Kolloquiums Internationales Kartell- und Wirtschaftsrecht, Handelsrichter, Schiedsrichter für Vertrags- und Kartellrecht SGSO und Geschäftsführer einer kartellrechtlich ausgerichteten Wirtschaftsberatung.
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Lic. iur., Verwaltungsratspräsident und Delegierter der KIBAG-Gruppe. Für die wertvolle Mitarbeit bei der Ausarbeitung dieses Beitrags danken die Verfasser Mag. jur. Julian Rübsaamen.


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