sic! 2012 Ausgabe 2
FRANZ BÖNI*

Die missbrauchsunabhängige Entflechtung

Nachdem es lange Zeit still um sie geworden war, hat die missbrauchsunabhängige Entflechtung die deutsche Fachöffentlichkeit wie kaum ein anderes kartellrechtliches Thema in der jüngeren Vergangenheit bewegt. So geräuschvoll wie es aufgekommen ist, so schnell ist es freilich wieder von der politischen Agenda verschwunden: Noch im Koalitionsvertrag der schwarz-gelben Bundesregierung von 2009 vorgesehen, sollte jenes Instrument ursprünglich gar noch vor der 8. GWB-Novelle implementiert werden. Im aktuellen Referentenentwurf findet es sich indes nicht mehr; in der Schweiz hat eine entsprechende Diskussion, soweit ersichtlich, praktisch überhaupt nicht stattgefunden. Beides ist aus Gründen eines möglichst umfassenden Wettbewerbsschutzes bedauerlich. Der vorliegende Beitrag untersucht daher, unter Heranziehung der Erfahrungen im US-amerikanischen Recht, die missbrauchsunabhängige Entflechtung als Instrument im schweizerischen Recht – de lege lata und de lege ferenda. [Volltext]


Après n’avoir pas fait parler d’elle pendant longtemps, la possibilité d’ordonner le démantèlement d’une entreprise en l’absence d’abus de position dominante est récemment redevenue un sujet de discussion dans les milieux spécialisés en Allemagne, plus que toute autre question de droit des cartels. Autant ce thème avait fait grand bruit, autant il a rapidement disparu de l’agenda politique. Selon l’ordre du jour du contrat de coalition de 2009 du gouvernement allemand, cet instrument devait être intégré dans la 8e révision du GWB. Or, on n’en trouve plus trace dans le projet de loi; en Suisse, la discussion sur ce sujet a été à peine amorcée. Cette situation est regrettable en termes de politique de la concurrence. En s’inspirant des expériences tirées du droit américain, l’article qui suit examine le démantèlement d’entreprises en l’absence d’abus de position dominante – en droit suisse de lege lata et de lege ferenda. [texte complet]



*Prof. Dr. iur., lic. oec., Beauftragter für Weiterbildung des Fachbereichs Rechtswissenschaft, wissenschaftlicher Leiter des Kontaktstudiums Kartellrecht sowie Dozent für EU-Kartellrecht an der Universität Konstanz, Handelsrichter, Schiedsrichter für Vertrags- und Kartellrecht SGSO und Geschäftsführer einer kartellrechtlich ausgerichteten Wirtschaftsberatung in Mosnang/SG, Schweiz. Für die wertvolle Mitarbeit bei der Ausarbeitung dieses Beitrags dankt der Verfasser Frau mag. iur. ANJA PALATZKE, Frankfurt a.M. und Frau stud. iur. REBECCA HUTT, Konstanz. United States v. Standard Oil Company of New Jersey, 221 U.S. 1 (1911).

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