sic! 2010 Ausgabe 4
FRANZ BÖNI*

Kartellrecht in der (Finanz- und Wirtschafts-)Krise - Plädoyer für die Lösung selbst auferlegter Fesseln

Das Kartellrecht in der Krise: Die Doppeldeutigkeit dieses Satzes steht sinnbildlich für die Weggabelung, an der Politik und Wettbewerbsbehörden im Angesicht der Wirtschafts- und Finanzkrise stehen: Soll und kann das Kartellrecht unverändert auch in der Krise angewendet werden, oder befindet es sich selbst in der Krise, weil es für eine Finanz- und Wirtschaftskrise nicht geschaffen ist und daher rechtlich oder jedenfalls faktisch ausser Kraft gesetzt wird? Es ist nicht zuviel vorweggenommen, wenn bereits hier ein klares Votum für die erste Variante abgegeben wird, selbst wenn die dem Kartellrecht zugrunde liegenden Wettbewerbstheorien einer Ausweitung bedürfen sollten. Die Realität lässt dagegen eher das Eintreten der zweiten Variante befürchten. Anhand der verschiedenen Wettbewerbstheorien soll zunächst grundsätzlich die Haltung gegenüber staatlichen Eingriffen herausgearbeitet werden, um dies anschliessend in die Beurteilung ausgewählter Massnahmen, die von Seiten des Staates in der Krise ergriffen wurden, einfliessen zu lassen. [Volltext]


Le droit des cartels en période de crise: la double signification de cette phrase symbolise la croisée des chemins où la politique et les autorités de la concurrence se situent face à la crise économique et financière: est-ce que le droit sur la concurrence peut et doit être appliqué tel quel en période de crise également ou se trouve-t-il lui-même en crise parce qu’il ne serait pas adapté à une crise économique et financière et qu’il serait dès lors inapplicable de facto sinon de jure? Il est déjà permis de prendre position clairement pour la première hypothèse même s’il devait s’avérer nécessaire d’élargir les théories de la concurrence sur lesquelles se fonde le droit des cartels. La réalité montre en revanche que l’on doit plutôt craindre que la deuxième hypothèse ne se réalise. Il s’agit dans un premier de temps de déterminer l’attitude à adopter vis-à-vis des interventions de l’Etat au regard des fondements des différentes théories de la concurrence, pour examiner ensuite les mesures étatiques décidées en temps de crise. [texte complet]



* Prof. Dr. iur. lic. oec., Beauftragter für Weiterbildung des Fachbereichs Rechtswissenschaft, wissenschaftlicher Leiter des Kontaktstudiums Kartellrecht sowie Dozent für EU-Kartellrecht an der Universität Konstanz, Handelsrichter, Schiedsrichter für Vertrags- und Kartellrecht SGSO und Geschäftsführer einer kartellrechtlich ausgerichteten Wirtschaftsberatung in Mosnang/SG, Schweiz. Für die wertvolle Mitarbeit bei der Ausarbeitung dieses Beitrags dankt der Verfasser Mag. iur. CHRISTOPH PALZER, Konstanz. Ferner gilt ein Dank Herrn Mag. iur. MARTIN FINK, Konstanz, für seine Unterstützung.

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